>> Genius Loci – der Geist des Ortes
SMACH. Constellation of art, culture & history in the Dolomites
Internationaler Wettbewerb: Gesucht werden Kunstinterventionen und Werke für bestimmte Gegenden, Orte und Gebäude im Raum St Martin in Thurn. Mehr unter www.smach.it
Kraft, Ausstrahlung, Atmosphäre, Stimmung …ein ganz besonderer Ort – ihm scheint ein besonderer „Geist“ inne zu wohnen, der wenn man so will, seelisch wirksam ist und diesen Ort über den Zustand des reinen ästhetisch-schönen hinaus und heraus hebt – der GENIUS LOCI. In der Tradition des monotheistischen Christentums wird der Begriff Geist allerdings anders definiert, und zwar als eine nicht genau zu bestimmende Spiritualität. In diesem Sinne bezeichnet genius loci die geistige Atmosphäre eines Ortes, die durch den Geist der Menschen geprägt sein soll, die sich dort aufgehalten haben oder noch aufhalten.
Richtig verständlich wird die anfängliche Genius Loci-Vorstellung erst vor dem Hintergrund, dass der damalige Mensch in seiner archaisch- mythischen Welt noch kein klares ICH ausgebildet hatte und sich von seiner ihm umgebenden Umwelt noch nicht in dem Rahmen gelöst hatte wie wir es heute getan haben. In dieser Zeit ordnete sich der Mensch mehr der Natur bzw. den beseelten und damit numinosen (göttliches Walten/Wirken) Orten unter. Durch den mit den Religionen auftretenden Erlösungs- oder Befreiungsgedanken des Geistes/Seele und des damit verbundenen Monotheismus, wandelt sich der Genius-Loci-Begriff erneut. Es kommt zu einer „Überbauung“, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Im Christentum werden über die „heidnischen“ Wohnsitze der Ortsgeister quasi durch Überbauung ihrer Sitze durch christlich-sakrale Bauten wie Kirchen, Kapellen und Klöster „transformiert“, wobei die Existenz der Ortsgeister nicht angezweifelt wird.
Mit Beginn der Epoche der Aufklärung im 17./18. Jahrhundert beginnt der größte Bruch mit dem ursprünglichen Genius-Loci-Begriff. Für den aufklärerisch denkenden Menschen waren Natur und Landschaft unbelebt und die Suche nach einem Genius Loci deshalb zwangsläufig sinnlos – Orte bekommen nur Seele und Charakter durch den sie gestaltenden Menschen.
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Auch hinter dem heutigen Genius-Loci Begriff verbirgt sich ein architektonisches Konzept, in dem versucht wird, Architektur und Landschaft wieder in eine harmonische Verbindung zu bringen. Wichtige neue Ansätze und Anstöße gibt der Architekt und Architekturtheoretiker Christian Norberg-Schulz in seinem Buch „Genius Loci – Landschaft, Lebensraum, Baukunst„. Darüber hinaus wird der Begriff in Geomantie und in den verschiedensten Disziplinen wie Religionswissenschaft, Archäologie, Ökopsychologie, Garten- und Landschaftsgestaltung verwendet. „Die Palette dessen,“ so Robert Kozljanic, „ was Genius loci sein soll, reicht dabei von der rein metaphorischen und rhetorischen Bedeutung des Wortes über die geschichtliche eines an einem Ort erscheinenden „Zeitgeistes“ und eines soziokulturell konstruierten „Ortsgeistes“, ferner über die Bedeutungen von ökologischen, ästhetischen und synästhetischen Qualitäten von Orten bis hin zu ortsgebundenen „Energiefeldern“ und „ortsansässigen“ Naturgeistern“.
Den Geist des Ortes zu spüren oder gar zu erkennen braucht es allerdings eine gewisse Sensibilität, Muse und – Zeit. Der von der Tourismusindustrie auf Konsum getrimmte Gast kann und soll, ja darf seine Zeit nicht mit gepflegtem Sinnieren vergeuden – andererseits soll er gezielt positive Eindrücke, vermeintliche Erlebnisse – wie Postkartenmotive – speichern und mit Nachhause nehmen. Inszenierung im Tourismus ist das neue Schlagwort. so steht im „Inszenierungsmasterplan für den Kanton Graubünden“ zu lesen: „Der Gast von heute ist in einer Welt von Comics und Filmen aufgewachsen. Da er keine Geschichten, die er in einem Buch liest, in seinem Gehirn in Bilder umwandeln kann, bedarf es heute anderer Hilfestellungen, auch bei der Aufbereitung von Natur und Kultur. Naturschönheiten und kulturelles Erbe müssen ebenso anders präsentiert werden wie der Genuss in Restaurants oder der Aufenthalt in einer touristischen Beherbergungsstätte“.
SMACH. Constellation of art, culture & history in the Dolomites
Dauer des Projektes: Januar 2013 – September 2013
Einsendeschluss für die Vorschläge: 31. März 2013
Organisation und Koordinierung: Assoziaziun Turistica San Martin de Tor / Tourismusverein St. Martin in Thurn, mit der Unterstützung anderer Kulturvereinigungen, die örtliche Interessen und eine sprach- und grenzübergreifende Kooperation verfolgen und fördern
Inhalt des Projektes: Für fünfzehn Gegenden, Örtlichkeiten bzw. Plätze von kulturellem und historischem Wert auf dem Gemeindegebiet von St. Martin in Thurn werden Kunstwerke bzw. Installationen und Interventionen von Künstlern und Künstlergemeinschaften geschaffen, die das Interesse der Menschen wecken sollen für die Kunst selber als Mittel der Wahrnehmung und Vermittlung von Inhalten sowie als Anziehungpunkt und Treiber einer möglichst breiten und tiefen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit und Gegenwart, der Geschichte, der Tradition, der Architektur und auch Natur des Ortes bzw. des Platzes. Es handelt sich um folgende Gegenden und Orte: >> klick