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>> Abbruch oder „Röuelli dra as Hüsli“

22/05/2012

Die grösste Gebäudeverschiebung Europas.

Beim Züricher Bahnhof Oerlikon wird seit Dienstagmorgen die ehemalige Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) versetzt. Das Tagesziel von 30m wurde erreicht. Am Mittwochnachmittag soll das 6200 Tonnen schwere Gebäude seinen 60m erfernten neuen Standort erreichen. Das Projekt ist die grösste Gebäudeverschiebung Europas. Das Haus sollte ursprünglich dem Erdboden gleichgemacht werden. Dagegen wehrte sich eine Gruppe von Ortsansässigen, Politikern und ein Industrieverein, bis die ABB in letzter Minute doch noch einwilligte.Der Bau ist einer der letzten Zeitzeugen der Oerliker Industrie.

Das Backsteingebäude am Bahnhof Oerlikon wurde 1889 als Verwaltungssitz der damaligen Maschinenfabrik Oerlikon (MFO) gebaut. Das Unternehmen produzierte ab 1876 vor allem Werkzeuge, Maschinen, Waffen und Elektrolokomotiven.

Die MFO war damals einer der grössten Arbeitgeber Zürichs, erstellte die elektrische Beleuchtung der Stadt und baute 1893 die erste Zürcher Tramlinie. Aus einem Teil der MFO wurde später die Werkzeugmaschinenfabrik Oerlikon. Der verbliebene MFO-Teil wurde 1967 von der BBC übernommen, welche ihrerseits 1988 in der ABB aufgeht. Heute residiert dort die ABB-Konzernleitung.

1988 war es auch, als die Stadt Zürich zusammen mit ansässigen Firmen in einer zehnjährigen Planungszeit einen nach modernsten städtebaulichen Grundsätzen ausgelegten Stadtteil entwickelt. Anstelle der alten Fabrikhallen entsteht neuer Wohn- und Arbeitsraum. Die sehr urban und teils anonym wirkende Architektur wird aufgelockert durch vier grosszügige Parkanlagen. Im Kontrast zum Modernen steht das alte MFO-Gebäude.

Die SBB benötigen dessen Platz für zwei zusätzliche Gleise, um die Durchmesserlinie realisieren zu können. Diese soll das Bahn-Nadelöhr Zürich-Ostschweiz spürbar entschärfen. Doch in der Bevölkerung bildete sich breiter Widerstand. Sie wehrte sich erfolgreich gegen einen Abriss und bewirkte stattdessen eine Verschiebung. Am 23. Mai soll das Backstein-Haus an seinem neuen Ort 60 Meter weiter westlich zu stehen kommen.

«Wir haben Liegenschaften gebaut und gekauft, aber noch nie ein Gebäude auf Schienen in unser Portfolio gerollt», sagt Peter Lehmann, CIO bei der Immobilienfirma Swiss Prime Site. Bis aus dem Wunsch, das MFO-Gebäude zu erhalten, Wirklichkeit geworden sei, sei viel Zeit vergangen. Hindernisse hätten überwunden werden müssen. Diese seien beispielsweise rechtlicher Art gewesen, da das Schweizerische Zivilgesetzbuch den Akt der Hausverschiebung gar nicht kenne. Auch technisch sei das Projekt schwierig, hält Lehmann fest.

Das weiss niemand besser als Rolf Iten. Sein Bauunternehmen versetzt seit Jahrzehnten in der ganzen Schweiz Gebäude. Seit August 2011 sind zwischen 15 bis 30 Angestellte mit den Vorbereitungen beschäftigt, noch bis im Mai haben die Bürobewohner und Restaurantfachkräfte das MFO-Gebäude benützen können. Die Verschiebung kostet insgesamt rund zwölf Millionen Franken,11.5 Millionen übernimmt die Swiss Prime Site, die neue Eigentümerin des Gebäudes.

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