Zum Inhalt springen

>> Sir Foster’s 7 Sterne Hotel in Gröden

23/03/2011

Das Ansicht-Aussicht Paradoxon

7 Sterne Hotel Wolkenstein | Sir Norman Foster Baron of Thames Bank

Fragt man einen Pariser nach dem hässlichsten Gebäude seiner Stadt ist zweifelsohne der Tour Montpernasse die erste Wahl. Das Hochhaus aus den frühen 70er Jahren mit einer Höhe von 210m ist nach dem Eiffelturm das zweithöchste Gebäude in Paris. Die Mitglieder der WebSite virtualtourist.com haben das Gebäude gar zum zweithässlichsten der Welt gewählt. Aber auch in der fachlichen Diskussion ist das Gebäude umstritten. Der prominente Baukritiker Bruno Flierl schreibt über das Gebäude: „Der ‚Tour Montparnasse‘ gilt als eine der größten europäischen städtebaulichen Dummheiten, da er eine Konkurrenz zum Eiffelturm heraufbeschwört, der der Eiffelturm nicht gewachsen ist.“

Ließt man in den diversen Reiseblogs genauer nach erfährt man allerdings auch, “ der Tour Montparnasse bietet von der Aussicht her eine wirklich sinnvolle Alternative, da hier einerseits der Besucherandrang wirklich kleiner ist – außerdem kann man von hier aus atemberaubende Luftaufnahmen von Paris mit dem Eiffelturm machen, was man nicht machen kann, wenn man auf dem Eiffelturm steht!…“ Ansicht oder Aussicht –  eine Frage des Standpunktes.

Am vergangenen Montag wurde Südtirols neuestes Prestige Tourismusprojekt, Fosters 7 Sterne Hotel, den Gemeinden der Talschaft Gröden vorgestellt. Projektleiterin Cristina Segni erleuterte das Projekt mit all seinen Superlativen, die anschließende Befragung der Anwesenden von den Jornalisten des ORF war jedoch eher ernüchternd, die meisten fanden das Projekt gelinde gesagt nicht unbedingt berauschend: „na, mir gfollts net…“. Ist das Gebäude auch kein wirklicher Hingucker so bietet es dem zukünftigen zahlenden Gast (5500 eur pro Nacht) wohl einen umso beeindruckenderen Ausgucker: Vom Pool auf dem Dach oder aus den Suiten, so groß wie ein Einfamilienhaus – und das mitten in den Südtiroler Dolomiten. Ansicht oder Aussicht – hier eine Frage der Geldbörse.

Das 50 Millionen Euro teure „Sieben-Sterne-Hotel“ mit atemberaubendem Ausblick auf die Dolomiten wird im Südtiroler Ort Wolkenstein entstehen. Das von Architekt Norman Foster entworfene Hotel mit 360 Quadratmeter großen Suiten, Konferenzsälen, Swimmingpool auf dem Dach, Gourmet-Restaurant und großem Tanzlokal soll bis Ende 2013 in der Nähe der Skipiste „Saslong“ errichtet werden. Die Bauarbeiten sollen 2012 beginnen.

5500 Euro soll eine Übernachtung kosten. Das Bauwerk soll wie ein Bienenstock aus hellem Holz mit großen Fenstern aussehen und auf dem Fundament des Hotels „Sochers“ gebaut werden. „Das neue Hotels wird den Qualitätsstandards des Sieben-Sterne Hotels ‚Bury Al Arab‘ in Dubai entsprechen“, kündigte der in Mailand lebende Unternehmer Claudio Riffeser an.

Parallel zum Bau des neuen Super-Hotels sollen auch die Liftanlagen der Umgebung erneuert werden. Das Hotel soll eine perfekte Verbindung zur Seilbahnanlage Saslong bekommen. Die Seilbahnstation soll ebenfalls von Fosters Architektenstudio erneuert werden. „Unser Ziel ist, die Gegend auch abends zu beleben. Wir wollen zum Magneten für Menschen werden, die 300 Kilometer von hier entfernt leben und sich einen unvergesslichen Abend in unserem Restaurant, oder in unserem Tanzlokal gönnen wollen“, erklärte Riffeser. Bleibt nur noch die Frage, „wieviel wiegt ihr Gebäude, Herr Foster?“

>> How much does your building weigh, Mr Foster?

4 Kommentare leave one →
  1. 24/03/2011 11:52

    wir haben leider keine kontaktdaten der architektin

  2. Skeptiker permalink
    25/03/2011 18:49

    „unvergesslicher Abend im Restaurant“, „Tanzlokal“? Wie soll das funktionieren, wenn der einzige Zubringer, die Gondelbahn um 17 Uhr schliesst?

  3. 20/11/2011 19:17

    Architektur ist Geschmackssache – das heißt aber nicht, daß Star-Architekten unbedingt einen Sinn für Geschmack haben müssen. Das Bauwerk erinnert mich an eine Mischung der schlimmsten Sünden von Le Corbusier und Mies van der Rohe. Fast schon könnte man Plattenbau-Architektur dazu sagen. Mein 9-jähriger Sohn hätte das sicherlich schöner hinbekommen. Es wäre sicherlich sinnvoll, die Planung nochmal zu überarbeiten, bevor man hier Millionen in den Fels setzt und die schöne Dolomiten-Landschaft verschandelt. Kaum vorstellbar, daß es wirklich Tausende Reicher geben soll, die 5.500 Euro für eine Nacht in diesem Bunker bezahlen möchten, selbst wenn sie von vorne bis hinten rund um die Uhr verwellnesst werden…

Trackbacks

  1. >> Steve Jobs als Bauherr vorm Stadtrat __ « die WerkBank

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: