>> Matteo Thun in Innsbruck __________
Bald wird das Nössl vom Schlögl zu Brei geschlagen | Ein Trauermarsch im 4/4tel Tackt.
Das Breinössl in Innsbruck war die Heimat von „schischi“- am Montag war die offizielle Schlüsselüber- bzw. abgabe. Der Abrissbescheid wurde bereits beantragt. Vergangenen Samstag spielte der traurigste Dj der Welt das schwarzeste Vinyl das er hat. Lang lebe schschi!
Im Breinössl in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße soll nun ein neues Vier-Stern-Plus-Hotel entstehn. Wenn alles klappt sollte es vom Südtiroler Stararchitekten und -designer Matteo Thun gestaltet werden. Noch halten sich zwar alle bedeckt, aber das Projekt Designhotel im Breinössl in der Maria Theresienstraße dürfte schon recht weit gediehen sein. Schließlich wurde bei der Stadt schon um einen Abrissbescheid für den hinteren Teil des Gebäudes angesucht.
„Elektro swingt in Sinuswellen, zu Bongos, Synthie und Tschinellen“ – im kommenden Frühjahr sollen dort, wo bis zum letzten Wochenende noch regelmässig unter dem Namen „schischi“, die besten Schallplattentanzveranstaltungen Innsbrucks stattfanden, die Abrissbirnen schwingen. Der vordere Teil mit der unverwechselbaren, Richtung Marie Theresienstrasse gewandten Fassade soll dabei erhalten bleiben. Die Verhandlungen mit dem Architekten laufen. Das neue Vier-Stern-Plus-Hotel könnte dann von Szenegastronom Hannes Schlögl umgesetzt werden – er betreibt in Innsbruck derzeit mehrere Inlokale, unter anderem das Hofgarten Cafe und das Haubenrestaurant Pavillon.
Vapiano by Matteo Thun
Matteo Thun zählt zur Zeit sicherlich zu den weltweit gefragtesten Architekten für die Hotellerie- und Gastronomiebranche. Sein unkapriziöses aber elegantes Design spielt geschickt mit natürlichen Materialien und klaren Linien – trifft damit zielgenau den Zeitgeist einer Apple-Generation mit Urban Farming Affinität. Ganz ohne alternativ angehauchten Ökochic inszeniert und zelebriert Thun mit seinen Entwürfen eine nachhaltige Gesinnung und Firmenkultur. Thuns Arbeit ist nicht auf die Gestaltung von Gebäuden und Räumen beschränkt sondern kann viel umfassender als rundum-Branding gesehen werden – auch das Thema Marketing und PR bleibt nicht unberührt. Daß seine Hotelanlagen und Restaurants nicht zur Selbstbeweihräucherung in Architekturzeitschriften sondern Zielgruppenorientiert in allen relevanten Modezeitschriften, Dekorations- Lifestyle- und Reisemagazinen weltweit pubbliziert werden ist kein Zufall, vielmehr gehört dies zum Leistungsspektrum des in Mailand ansässigen Büros. In Innsbruck, aber auch anderenorts, kann man mit dem Franchisingkonzept Vapiano ein Beispiel für Thuns ausgeklügeltes Gastronomiedesign bewundern. Das Vapiano ist der deutsche Vorreiter eines weltweiten Gastronomie- Trends: „Fresh Casual“, was so viel bedeutet wie preisgünstiges, frisch zubereitetes Essen, kombiniert mit einer modernen Atmosphäre.
„Chi va piano, va sano e va lontano“ | Fast Food Service mit Slow Food Qualitäten.
„Entspannte Atmosphäre, mediterrane Leichtigkeit und südländische Lebensfreunde: Ein Besuch im Vapiano ist wie ein Besuch zum Essen bei guten Freunden – ohne Stress, ohne Dresscode und ohne Reservierung. Die langen Eichenholztische laden zum Kommunizieren ein und man kommt leicht mit anderen Gästen ins Gespräch. In bester Gesellschaft wird geredet, gelacht – und natürlich genussvoll gespeist.“ so das Konzept.
Ein kleiner „Insalata Mista, Ravioli mit Spinatfüllung, Pizza Caprese“: Die Speisekarte überrascht nicht. Neu ist dagegen, dass der Koch das Essen vor den Augen des Kunden zubereitet. Sonderwünsche sind hier nicht nervig, sondern Teil des Konzepts. In der gläsernen „Pasta-Manifattura“ können die Gäste live zuschauen, wie Pasta und Dolci täglich frisch hergestellt werden. Es gibt keine Kellner, der Gast muss selbst zum Tresen laufen und seinen Teller abholen. Eine Chipkarte speichert die Bestellung, bezahlt wird am Ausgang. Die digitalen Kassensysteme übernehmen die Marktforschung. Sie erkennen „Renner“ und „Penner“ – gut laufende Gerichte und solche, die kaum bestellt werden. Alle zwei Monate wird die Menükarte den Kundenwünschen angepasst.
„A tasteful interior design for a tasty eating experience; food preparation as a performing art.“ Matteo Thun
Der Kräutergarten und die frischen Kräuter auf den Tischen sind nicht nur Dekoration, sie sollen auch jedes Gericht ganz individuell verfeinern. Daher dürfen sie in Vapiano Interiors ebenso wenig fehlen, wie der echte, mindestens einhundert Jahre alte Olivenbaum, der in jedem Restaurant einen Ehrenplatz erhält. Darüber hinaus sorgen lichtdurchflutete Räume, klare Linien und farbige Highlights in Form roter (appetitanregende Wirkung) Designelemente für ein stilvolles Wohlfühl-Ambiente.
Wer nach dem Essen noch einen Kaffee oder ein Glas Wein genießen möchte, kann von den Tischen an die Bar oder in die (Raucher-)Lounge wechseln. Dank des Chip-
kartensystems kein Problem, denn bezahlt wird ja erst am Ausgang beim Verlassen des Restaurants. Bis zu 1200 Gäste essen und trinken an einem durchschnittlichen Tag in jeder Vapiano-Filiale – und das, obwohl die Kette keine Werbung schaltet.
350 Seiten stark ist die Firmenfibel. Selbst die Köche werden nicht nur nach ihrem gastronomischen Können eingestellt. „Wir casten unsere Front-Köche auch nach ihrem Unterhaltungstalent“, sagt der Geschäftsführer und klingt dabei wie der Casting-Direktor einer Reality-Show.
Die Vapiano Restaurants haben sich laut Francisingguideline in 1a,b oder 2a,b. Innenstadtlagen in Städten ab 100.000 Einwohnern, im Einzugsgebiet einer exklusiven Einkaufsstraße und vieler Büros mit Parkplätze oder Parkgarage in unmittelbarer Nähe zu befinden. Die Ideale Größe des von Matteo Thun gestylten Ambientes sind dabei mit 500 m² – 800 m² festgelegt. Weiters werden folgende Kriterien an eine potentielle Immobilie gestellt: Vorzugsweise Ecklagen oder gut sichtbare Lauflagen, hohe und großflächige Glasfront mit moderner Architektur oder hochwertiger Altbau bzw. renovierte Bausubstanz, mindestens 10 m Fensterfront. Hohe Decken und helle Räume, so quadratisch wie möglich, da mit offener Showküche gearbeitet wird, falls möglich ein offener Kamin und eine Außenterrasse. Auch die Nachbarschaft muß passen: Exklusive Geschäfte, hochwertige Boutiquen, Büchergeschäfte, viele Verwaltungsbüros mit mittleren Einkommen. Und bitte keine Anwohner im Haus oberhalb des Gastronomie-Betriebes.