>> Reisen mit Streetview ______________
Google Street View ist seit mehreren Wochen in ganz Tirol und Südtirol – derzeit in Bozen – unterwegs. Europaweit gerät die Initiative „Google Street View“ verstärkt in die Kritik, weil sie mit den Grundrechten des Persönlichkeits- und Datenschutzes kollidiert. Auch in Italien befasst sich die „Garantiebehörde für den Datenschutz“ seit einiger Zeit mit diesem Problem. Man muss aber kein erklärter Google-Fan sein, um die Diskussion um Street View und die Gefahren, die sich daraus ergeben sollen, als unausgegoren zu bezeichnen. Bedenkt man welche Überwachungsstrukturen der Staat in den letzten Jahren aufgebaut hat und mit welcher Freude der kleinste Winkel mit Kameras überwacht wird, mutet es schizophren an, ausgerechnet bei Street View den Untergang des Abendlands herbeizureden.
Google Street View biete die Möglichkeit, Orte wie den Champs de Mars in Paris oder den New Yorker Times Square bequem am heimischen Rechner zu erkunden. „Aber einige der interessantesten Orte des Landes sind für unsere Street-View-Autos nicht erreichbar. Was, wenn man den Campus der künftigen Universität besichtigen, oder eine neue Laufstrecke erkunden möchte?“, fragte sich D. Ratner von Google
Drei Räder und ein großer Aufbau – das ist das Google Street View Trike, das Google-Mechaniker Dan Ratner gebaut hat. Damit sollen künftig Sehenswürdigkeiten, Parks oder Fußwege fotografiert werden.
Erst hat Google Straßen aus Autos heraus fotografiert, dann Parks von einem Fahrrad nun integriert Google auch Skipisten in sein Angebot. Um diese aufzunehmen, bedurfte es eines speziellen, geländegängigen Fahrzeugs, das die Pisten entlangfahren konnte. Kurzerhand funktionierte Google-Chefmechaniker Dan Ratner ein Schneemobil zum Fotofahrzeug um, indem er die Ausrüstung auf das Schneemobil schnallte.
Reisen am Rechner? Was macht es eigentlich aus, einen Ort zu besuchen? Das dortige Flanieren? Das Sprechen mit dortigen Menschen? Das Essen dort? Oder einfach die Gewissheit, dort gewesen zu sein und ein paar Fotos mitgebracht zu haben, wie die meisten von uns?
Diese Frage wird richtig aufregend, wenn man sich dabei vorstellt, mit einem Bus eine zweistündige Stadtrundfahrt durch Paris zu machen und dabei aus dem Fenster blickend der aufgezeichneten Stimme des Tourguides zuzuhören. Vielleicht macht man sogar das eine oder andere Foto, doch – war man wirklich dort?
Google StreetView ist nicht einfach nur eine Ansammlung vieler Bilder von Straßenzügen. Google StreetView ist ein unglaublich ausgestatteter Bildband über fremde Städte und ferne Länder, garniert mit Millionen Hinweisen auf Sehenswürdigkeiten, Geschäften und Infrastuktur. Davon haben wir, und viele andere Generationen vor uns, die sich in ein Fahrzeug gesetzt und in ein fremdes Land gefahren sind, “um dort die Ferne zu sehen”, geträumt.
>> Die Streetview Kamera im Eigenbau
Was Google mit Street View macht überfordert viele Bürger, begründet oder unbegründet ist dabei vollkommen egal. Gleichzeitig legt Google einen Habitus an den Tag, der rein technokratisch orientiert ist und nicht akzeptiert, dass es ein Leben jenseits des Internets gibt. Die Werkbank für ihren Teil fürcht die Beschneidung der Panoramafreiheit jedenfalls mehr, als eine Kamera auf einem Autodach.
brrr … frrr … mir läufts kalt übern rücken runter. 1984: brave new world von a. huxley ist ein klassiker! (:-{)