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>> Terra Incognita vs. Genius Loci ______

20/05/2010

Stadtentwicklung Meran | Fokus Militärzone Untermais.

Terra Incognita vs. Genius Loci

Eine rundum auf Energie aus erneuerbaren Quellen setzende Stadt wird derzeit in Abu Dhabi am Persischen Golf gebaut. „Wir haben uns das Projekt Masdar City zum Vorbild genommen und möchten in Meran eine 30 Hektar große, nachhaltige Musterstadt entstehen lassen, die gänzlich mit grüner Energie am Laufen gehalten wird“, kündigt Landesrat Michl Laimer schwärmerisch an. (bitte dazu Anm. am Ende des Artikels lesen)

Die „Stadt der Zukunft“, eine Stadt in der Stadt, soll auf einem ehemaligen Militärareal entstehen und als Musterstadt für ein nachhaltiges Wohnen aufgebaut werden. „Einen wesentlichen Faktor bildet dabei die Energie, die zu hundert Prozent aus erneuerbaren und damit nachhaltigen Quellen stammen wird“, erklärt der Landesrat. Gleichzeitig könne die in Meran entstehende „erneuerbare“ Stadt als Schaufenster und Exerzierfeld der neuesten Technologien in Sachen Energieerzeugung und -einsparung dienen. „Die Musterstadt in Meran soll ein Anziehungspunkt für alle werden, die sich im Bereich der nachhaltigen Energieproduktion und -nutzung weiterbilden wollen“.

Das etwa 30ha große Kasernenareal des italienischen Alpini Korps im Herzen Merans, welches in einigen Jahren das Siedlungsgebiet um ein Vielfaches vergrößern wird, stellt ein enormes innerstädtisches Potenzial dar. Im Zuge der Projektarbeit der TU Wien wurden Bilder und Visionen für die Entwicklung diese Geländes entworfen, die nun zur gemeinsamen Diskussion stehen. Neben konkreten städtebaulichen Entwürfen und Vorschlägen für zeitgemäße Wohnformen das Areal selbst betreffend, wurde ebenso die Einbettung in die Stadt Meran näher betrachtet. Diese Perspektiven sollen gemeinsam mit den BürgerInnen in entspannter Atmosphäre diskutiert werden. Durch den Gesprächsabend in der sala peso begleitet Elmar Unterhauser von „US 2 Architekten“ aus Meran, an dem besonders der Austausch mit den BürgerInnen im Mittelpunkt steht. Hier bietet sich die Gelegenheit, aktiv die Diskussion „Stadt“ mit zu gestalten. Um dem Diskurs mit der Bevölkerung längerfristig eine Plattform zu bieten, wird die Ausstellung bei kunst Meran von 21. – 31. Mai und vom 15. – 29. Juli als Bestanteil des Kunstfestivals [un]defined 10 unter dem Motto „Stadt Raum Zukunft“ gezeigt. Zur ergänzenden Dokumentation der Arbeiten ist die Publikation eines Katalogs geplant.

Die Entwicklung Merans steht vor einer ganz besonderen Herausforderung. Die durch die Aufgabe der militärischen Nutzung freigewordene zona militare kann und soll einer neuen städtischen Nutzung zugeführt werden. Welch eine Chance für eine Stadt, deren Entwicklungsreserven weitgehend erschöpft sind und der nun ein ungeheures Potenzial zur Verfügung steht. Doch wie entstehen Qualitäten auf einem Standort, für den es keine Orientierungen gibt und der im Gebrauch von Bürgerinnen und Bürgern meist unbekanntes Land ist, eine Terra Incognita? Wie formen sich Qualitätsmaßstäbe und damit der Charakter und das Niveau des Neuen heraus, wenn es mehr sein will und soll, als nur Erweiterungsfläche für den Wohnbau? Wie gestaltet man notwendige Planungs- und Kommunikationsprozesse, um die komplexen Herausforderungen im Aufbau der Etablierung des Standortes kreativ gestalten zu können?

Vor dem Hintergrund der Entwicklungsperspektiven der zona militare suchen wir die Auseinandersetzung mit diesen Fragen. ReferentInnen der Stadtgemeinde Meran und lokale Akteure diskutieren mit Vertretern der TU Wien, die dieses Projekt in den vergangenen Monaten im Rahmen von Studienarbeiten bearbeitet hat.

Das einjährige Studienprojekt der Technischen Universität Wien geht in die Endphase: Konzepte, Ideen, Visionen zur Stadtentwicklung Merans werden ab Mai 2010 der Meraner Öffentlichkeit vorgestellt. Nach intensiver Arbeit, deren Startschuss ein einwöchiger Workshop vergangenen Oktober darstellte, bereiten sich nun Studierende und Lehrende der Fakultät für Architektur und Raumplanung auf die Präsentation ihrer Arbeiten in Meran vor. Neben der Vernissage wird eine öffentliche Podiumsdiskussion am 20. Mai 2010 auf dem Gelände des Meraner Pferderennplatzes stattfinden, welche Raum für Diskussion rund um die Stadtentwicklung Merans bietet. Schließlich ging es bei dem Studienprojekt nicht allein um Entwürfe für die bauliche Transformation des Kasernenareals sondern um die Auseinandersetzung mit den unterschiedlichsten Facetten Merans und deren Ausprägung im Stadtraum. Insgesamt stellen etwa 40 Studierende der TU Wien rund 20 Entwürfe und Visionen rund um Städtenbau, Raumplanung und Wohnbau vor. Das international besetzte Team beschäftigte sich knapp ein Jahr lang intensiv mit den unterschiedlichen Qualitäten rund um die Kaserne. Die Zukunftsvisionen schärfen nicht nur den Blick für die Möglichkeiten auf der zona militare selbst, sondern setzten bewusst jene Gegensätzlichkeiten in Szene, die Meran ausmachen.

Am Donnerstag, den 20. Mai 2010, findet ab 20.00h die öffentliche Podiumsdiskussion am Meraner Pferderennplatz (Eingang Gampenstraße) in Untermais statt.

>> Einladung

* Anm. | Masdar City die vermeintliche Ökostadt | Foster & Partners

Die Milchmädchenrechnung bei dem Konzept der CO2-neutralen Ökostadt Masdar City:

Da die Stadt über den Clean Development Mechanism finanziert werden soll, bedeutet dies, dass die eingesparten Treibhausgas-Emissionen Masdars als so genannte Certified Emissions Reductions zertifiziert und verkauft werden. Der Käufer darf dann die Emissionen seinerseits emittieren. Zur Berechnung der Reduktion wird eine Stadt angenommen, wie sie in dieser Region „normalerweise“ gebaut würde. Die Differenz zwischen den geschätzten Emissionen dieser hypothetischen Stadt und den tatsächlichen Emissionen Masdars wird als Reduktionsleistung zertifiziert. Da die Vereinigten Arabischen Emirate das Land mit den weltweit zweithöchsten Pro-Kopf-Emissionen sind (38,5 Tonnen CO2 pro Person im Jahr 2005), wird Masdar unter dem Strich auch besonders viele Treibhausgas-Emissionen pro Einwohner verursachen.

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