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>> Design, oder nicht sein ____________

12/05/2010

Wein | Design & Packeging | Symposium

Bozner Weinkost | 12. bis 15. Mai

Wineparty | Fashion & Wine | 13. Mai Museion Bz

Die Bozner Weinkost präsentiert sich dieses Jahr in einem völlig neuen Kleid. Austragungsort ist nicht mehr wie bisher Schloss Maretsch, sondern das Museion – dem Museum für moderne und zeitgenössische Kunst. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen aber auch 2010 die Südtiroler Weinproduzenten, heuer insgesamt 63, die dem Publikum ihre besten Tropfen bieten: Qualitätsweine des Jahrgangs 2009 und Riserva-Abfüllungen 2007 stehen an den Verkostungstagen zur Degustation bereit.

Den Auftakt der mehrtägigen Veranstaltung bildete am Mittwoch ein Symposium zum Thema „Design und Packaging“. Zuerst hielt der deutsche Kommunikationsdesigner Rüdiger Ertel den Vortrag  „Design oder nicht sein… – Design als unverzichtbares Marketinginstrument“. Darauf folgte ein Vortrag vonseiten des Mailänder Art-Directors Francesco Voltolina des bekannten Designstudios SGA corporate & packaging design, „Come comunicare la cantina tramite l’etichetta“.

Über Jahrzehnte waren die Etiketten der Südtiroler Weinbranche quadratisch, praktisch, und eher mittelmäßig gut. Sie wurden lediglich mit unterschiedlichen Bildchen ausgeschmückt, die mehr oder weniger dem Geschmack der Putzfrau entsprechen mußten – die Marktforschung spricht dabei offiziell von „Putzfrauentests“. Diese Zeiten sind zum Glück vorbei.

Wurde ursprünglich den Weinetiketten keine große Bedeutung beigemessen, setzen heute viele Weinproduzenten auf modernes Design, das ins Auge sticht. Der internationale Durchbruch begann mit bildschönen italienischen, australischen und kalifornischen Weinetiketten. Ob zeitgemäße oder traditionelle Weinetiketten, das Thema Design hat auch in der Weinbranche immer mehr an Gewicht gewonnen und inzwischen auch den Bereich Architektur für sich entdeckt.

„Design ist heute wichtiger denn je. Als Marketinginstrument, professionell umgesetzt, kann es entscheidend zum nachhaltigen Erfolg eines Unternehmens beitragen. Nur durch gezielte, kundenspezifische visuelle Ansprache ist es möglich, sich positiv aus der gesichtslosen Masse der konkurrierenden Anbieter abzuheben“, erklärt Ertel in seinem Vortrag.

„Der Wein ist ein besonderes Produkt. Das Packaging soll ganz spezifisch diese Besonderheit widerspiegeln. So können zum Beispiel architektonische oder betriebseigene Elemente sowie die Philosophie des Weinproduzenten selbst ins Design einfließen und eine Botschaft an den Konsumenten vermitteln“, so der Marketingberater Massimiliano Hangler in seinem Vortrag „Come comunicare la cantina tramite l’etichetta“.

Vor allem anspruchsvolle Konsumenten legen Wert auf Design, auf eine Verpackung, die „sich sehen lassen“ kann. Kleinere private Weinproduzenten sind aber nur in wenigen, glücklichen Fällen gleichzeitig Marketing-Profis oder können sich solche leisten. Dennoch: Es muß nicht teuer sein, einen besonderen Geschmack zu haben. Und um den geht es: In diesem Fall, um den Geschmack bei der Gestaltung von Flaschenetiketten, dem Erscheinungsbild des Produktes und in weiterer Folge auch der Kellerei.

Bloße Kosmetik reicht dabei nicht aus. Eine nur vermeintliche oder gar übertriebene Modernität kann zum Schuss nach hinten werden. Nämlich dann, wenn damit Stammkunden verunsichert und Neukunden gar nicht angesprochen werden. Es ist darum in letzter Zeit eine Art Rückbesinnung auf eine eher traditionelle Bildgestaltung und Typografie,  jedoch im neuen Gewand zu beobachten.

Flaschenausstattungen bewergen sich allzu oft zwischen einem unechten Traditionalismus, der manchmal einfach Kitsch ist, und – einem schrillen Modernismus, der meistens nichts mit dem Charakter des Produkts gemein hat, geschweige mit seinem Hersteller – dem Südtiroler Weinbauer. Hinter ausgesprochen noblen, hochwertigen Etiketten verbergen sich nicht selten Erzeugnisse, welche die suggerierten Erwartungen nicht ausreichend erfüllen. Man nennt dann ein solches Konsumerlebnis in Marktforscherkreisen schlicht „Produktenttäuschung“.

Unerfüllte Erwartungen sind genauso nachteilig für den Verkauf wie umgekehrt ein minderwertiges Kleid für ein Spitzenprodukt, das sich mit einem abgetragenen Kostüm beim Konsumieren selbst abwertet.  Design ist aber kein neues Mäntelchen: Es ist das Zentrum der Unternehmenskultur, der innovativen und kreativen Beschäftigung mit dem Unternehmenszweck. Wein in Spitzenqualität braucht Design in Spitzenqualität.

Die gestrigen Vorträge am Symposium im Rahmen der Bozner Weinkost konnten und sollten keine generalisierenden Rezepte liefern, auf jeden Fall aber zum Nachdenken anregen – über Gestaltung, zeitgemäße Produkte, zeitgemäßes Marketing, zukunftsträchtige Zielgruppen – also schlechthin über Chancen und Nutzen von Kreativität.

Offiziell eröffnet wird die 88. Bozner Weinkost und mit ihr auch die Südtiroler Weinstraßenwochen am Donnerstag, den 13. Mai, um 17.00 Uhr, dabei wird heuer auch wieder der Südtiroler Weinkulturpreis vergeben.

Die Wineparty zur Eröffnung am Donnerstagabend steht übrigens unter dem Motto „fashion & wine“ und wird auf den Talferwiesen beim Museion stattfinden. Auf den Brücken des Museion präsentieren die Teilnehmer des European Master Tailor Congress 2010 im Rahmen des internationalen Fashion Award „Laurin 2010“ ihre neuesten Kreationen.

Um die Veranstaltung abzurunden, können die Besucher/innen der Weinkost gleichzeitg auch das Museion mit der Sammlung Enea Righi besichtigen. Die Öffnungszeiten des Museion wurden zu diesem Anlass jenen der Weinkost angepasst. Bei der Wineparty bleibt das Museion bis 22.00 Uhr geöffnet und kann besichtigt werden. Prosit!

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