Zum Inhalt springen

>> f**k the context _________________

31/03/2010

Weinkellerei Tramin | Werner Tscholl

dieWerkBank berichtete bereits:  >> Bau Rausch

Was ist Kontext? Wenn wir von Kontext sprechen, meinen wir zumeist die Umgebung,
das Umfeld. Kontext wird jedoch in vielerlei Hinsicht verwendet und sprengt dabei die
rein räumliche Begrifflichkeit: Historisch, morphologisch, sozial, ökonomisch, regional,
national, global, kulturell, geografisch, funktional, urban, landschaftlich, zeitlich, …
Der so definierte Kontext ist zudem nicht statisch, sondern prozessual. Er beschreibt
Entwicklung, Wandel, Kompensation, Dichte, Aktivität, Gentrifizierung, Dynamik.

„Kontext bezeichnet ein Ensemble, das jene Einheit begleitet, auf die sich unser Augenmerk
richtet. Allenfalls macht besagtes Ensemble den sachlichen Umstand oder den
situativen Zusammenhang des fokussierenden (Teil-)Objekts. Umstand, Sachlage und
Konstellation, Umfeld und Umgebung, Umwelt, Situation und Mitwelt sind gewissermassen
Synonyme des Wortes Kontext.

Der jeweilige Kontext beeinflusst jedes Mal die Kombinationen dieser oder jener
Einheiten des fokussierenden Objekts; er unterdrückt oder betont dessen Merkmale
und ermöglicht oder verhindert die präzise Erfassung der intendierten Struktur. – Jedes
Element ist relativ, lediglich durch seine Stellung im jeweiligen Kontext bestimmt. Der
Kontext modelliert seine Objekte. Eine Veränderung des Kontext kann bewirken, dass ein
und dasselbe jeweils gänzlich anders erscheint.“

>> eine Gegenüberstellung:  [J. Mayer|Toyo Ito|Herzog de Meuron|Werner Tscholl]

Sich kontextuell zu verhalten bedeutet keineswegs sich der Umgebung anzugleichen, sondern kann auch das Gegenteil implizieren, zu kontrastieren, komplettieren, fragmentieren, auflösen, invertieren, … Worin besteht der Kontext, auf den es zu reagieren gilt? Wo liegt das räumliche Potenzial? Wie kann man heute ohne traditionell regionalistischen Reflex kontextuell entwerfen? Welche Identitäten, Qualitäten und Entwicklungen gilt es wiederzuentdecken, neu zu installieren, auszubauen oder welchen gilt es entgegenzuwirken?
„Fuck the context!“ (Rem Koolhaas)


„Ich denke, sagte Galilei (…) ‚wenn Ohren, Zunge und Nase entfernt würden, dann
würden Formen und Zahlen bleiben, nicht aber Gerüche, Geschmack und Geräusche‘.
Aber warum macht er bei seinen Denkoperationen bei Ohr, Zunge und Nase halt? Was
würde aus Form, Zahlen und Bewegung werden, wenn man Augen, Hände und Gehirn
entfernte? Absolute Daseinsformen, die an sich existieren, sind nur plausible Fiktionen
des menschlichen Gehirns: Alles, was als „real“ bezeichnet werden kann, ist das Ergebnis
einer Vielzahl ununterbrochener Transaktionen und Wechselbeziehungen zwischen dem
menschlichen Organismus und der Umwelt. (…) Galileis mechanisches Weltbild war nur
eine partielle Darstellung einer begrenzten Anzahl von wahrscheinlichen Welten, deren
jede einer bestimmten Art von Lebenswelten entspricht, und all diese Welten sind nur
ein Teil einer unendlichen Zahl möglicher Welten, die einmal existiert haben oder noch
existieren mögen. Doch so etwas wie eine einzige Welt, die allen Spezies zu allen Zeiten,
unter allen Umständen gemeinsam wäre, ist eine rein hypothetische Kostruktion, aus
jämmerlich unzureichenden Daten gefolgert; sie wird geschätzt, weil sie Stabilität und
Verständlichkeit verspricht, obgleich dieses Versprechen sich bei genauer Betrachtung
als Illusion erweist.“

>> mehr zum Projekt Kellerei Tramin | Werner Tscholl

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s

%d Bloggern gefällt das: