>> Herz, dein Verlangen _____________
zum 21. März, dem Tag der Poesie
„Es gibt keine Kunst ohne Poesie“ (Delacroix)
In drei Bänden liegen im folio Verlag nun erstmals sämtliche bekannte Lieder und Spruchdichtungen von Oswald von Wolkenstein in einer Neufassung bzw. Nach-Dichtung vor. Der Lyriker Gerhard Ruiss überträgt den Witz und die ungebändigte Lebensfreude des weltgewandten Dichters in ein frisches, heutiges Deutsch. Dabei werden die unterschiedlichen Tonlagen Oswalds deutlich, von lustvoll und frivol bis sinnlich, zart.
Der 21. März, seit 1999 Welttag der Poesie, soll besonders auch der Förderung der sprachlichen Vielfalt dienen. So könne die Poesie beispielsweise Sprachen, die vom Aussterben bedroht sind, mehr Gewicht und Ausdruck verleihen. Die Beschäftigung mit der Dichtung in gesprochener Form bedeutet auch eine Erinnerung an mündliche Traditionen.
Sprache und Dichtung sind ästhetische Ausdrucksmittel kultureller und gesellschaftlicher Werte. Mündliche Überlieferungen und Poesie vermitteln unser kulturelles und sprachliches Erbe. Die Beschäftigung mit Poesie kann wie kein anderes Medium die Auseinandersetzung mit dem Kulturgut Sprache vertiefen.
Oswald von Wolkenstein, neben Walther von der Vogelweide der bedeutendste deutschsprachige Lyriker des Mittelalters, verblüfft durch äußerste Modernität – konsequent erweitern seine Lieder die höfische Dichtung um das subjektive Erleben. Er besingt die Liebe, das Abenteurertum und nimmt seine Zuhörer mit auf diplomatische Missionen quer durch Europa: Vom Südtiroler Seis am Schlern bis nach Portugal, Spanien, Ungarn, England, Frankreich, nach Konstanz und über Venedig ins Gelobte Land. In Spott- und Trinkliedern erfasst er das gesellschaftliche Leben seiner Zeit. Das Dichten in einer Zeit sozialer Umbrüche und Unruhe interessiert den Lyriker Gerhard Ruiss. In der Nachdichtung der Lieder Wolkensteins nähert er sich heutigen Themen, deren originäre literarische Aneignung erschöpft zu sein scheint: der Liebe, Gesellschaft, Politik, der Endzeit, dem Neubeginn.
Audio >> G. Ruiss: „So sie mir pfiff zum Katzenlohn“ | Leipziger Buchmesse 2010
Die nun komplettierte Trilogie versammelt sämtliche Lieder: Die Liebeslieder, Spottgesänge, Anklagen, Berichte oder Reiseerinnerungen pendeln zwischen Euphorie und Melancholie, scharfer Polemik und glühendem Appell und zeigen einen tiefsinnigen, umsichtigen, grübelnden, gar zuweilen schwermütigen Oswald von Wolkenstein.
Audio >> G. Ruiss: „Herz, dein Verlangen“ | Frankfurter Buchmesse 2008
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