>> TYROL | Phönix aus der Asche _______
Die Maria Theresienstraße | Blick Richtung Anna Säule ganz rechts das Kaufhaus
Das Kaufhaus Tirol | Innsbruck
… Am 16. März 1908 eröffneten die beiden Kaufleute Joseph Bauer und Viktor Schwarz & Co in den gemeinsam erworbenen Häusern 33 und 35 der Maria Theresienstraße in Innsbruck das Kaufhaus Bauer & Schwarz:
Es galt als das größte und schönste Warenhaus Tirols und war aus dem Stadtbild Innsbrucks nicht mehr wegzudenken. Es soll das erste Haus in Innsbruck mit Stahlbeton und Zentralheizung gewesen sein. Der Verkaufsraum im Parterre im Ausmaß von 70 x 20 Metern war fünf Meter hoch und reichte schon damals bis zur Erlerstraße. Betrat man das Kaufhaus durch den Haupteingang, befand man sich in einer 18 Meter hohen glasüberdachten Halle mit einem Springbrunnen.
Das Kaufhaus Tirol
Diese Konstruktion sorgte im insgesamt dreistöckigen Kaufhaus für natürliches Licht. Der erste Stock war über eine große Eichentreppe zu erreichen. Dort befand sich die Hauptabteilung des Kaufhauses, die Konfektionsbekleidung. Es gab dort aber auch eine Konditorei sowie ein Lese- und Schreibzimmer. Der zweite Stock fasste die Großhandels- und Exporträume sowie die Büros für das kaufmännische Personal. Im dritten Stock waren das Schneideratelier und die Verkaufsräume der Händler eingerichtet. Die beiden letzten Stöcke konnten schon damals durch einen Aufzug erreicht werden.
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurde das Kaufhaus zunächst als „Judengeschäft“ boykottiert und im April 1938 zwangsarisiert. Der mit der Leitung des Kaufhauses beauftragte kommissarische Verwalter führte das Unternehmen in nur zwei Monaten in den Konkurs und so wurde das Kaufhaus schließlich zu einem Spottpreis an die reichsdeutsche Firma „Ferdinand Kraus“ verkauft. Im Zweiten Weltkrieg wurde das „Kaufhaus Kraus“ fast völlig zerstört. Ein Rückstellungsprozess der nach Amerika emigrierten Gesellschafter blieb erfolglos. In den Jahren 1945 bis 1954 erfolgte der Wiederaufbau und 1966 kam es zur Umbenennung in „Kaufhaus TYROL“.
1974 erwarb die Gerngroß-Gruppe das Kaufhaus Tyrol, um es anschließend an Palmers Österreich zu verkaufen. Im Jahr 2004 erwarb schließlich die SIGNA Holding von Rene Benko die Edelimmobilie in der Maria Theresien Straße.
>> Abriss Kaufhaus Tirol [Zeitraffer Video | bis Mitte Juni 2007]
Baugrube | die alte Fassade zur Maria Theresienstraße ist hier noch erhalten
Das Kaufhaus TYROL | Phönix aus der Asche
130.000 m3 Abbruch Kubatur, 220.000 m3 neugebauter Raum, 7.500 m3 verbauter Beton und nochmals 7.500 Tonnen verbauter Stahl, bis zu 700 Mitarbeiter, im Umkreis 1.500 Parkplätze, eine Gesamtinvestition von 155 Millionen Euro.
Rendering by David Chipperfield | London
Die Geschichte des Kaufhaus TYROL ist nicht nur die Geschichte österreichischer Handelsvisionäre und Wirtschaftstreibender. Die Genese des Kaufhaus TYROL spiegelt 100 Jahre Zeitgeschichte wider, der es nicht an historischen Höhepunkten mangelt. Der historische Bogen der Entwicklung des Kaufhaus TYROL spannt sich von der Monarchie bis in die Gegenwart. Mit dem derzeitigen Um- bzw. Neubau setzt dieser Prozess vorerst einen gelungenen neuen Meilenstein.
Baukunst auf höchstem Niveau
Auch von Vertretern der Architektenschaft – die das Anfangs genehmigte „Neumannprojekt“ zum Teil heftig kritisierten – bekamen Benko und Planungsstadtrat Dr. Christoph Platzgummer im Vorfeld große Zustimmung. „Mit David Chipperfield bringen wir einen Architekten von Weltruf nach Innsbruck. Das wertet die Innsbrucker Innenstadt enorm auf.“
Vielen sicher noch in Erinnerung: das ebenfalls umstrittene Projekt "Emmentaler-Fassade"
Benko freut sich, dass es nun gemeinsam gelungen ist, zeitgemäße Architektur mit den Anforderungen des Ensembleschutzes in Einklang zu bringen. Diese erstklassige Lösung für das Kaufhaus Tyrol entschädige voll und ganz für den langwierigen Weg zum Konsens.
„Hartnäckigkeit, Geduld und das unermüdliche Bemühen um eine qualitätsvolle, konsensuale Weiterentwicklung haben letztlich zu einem ausgezeichneten Ergebnis geführt.“
Fassade Richtung Erlerstraße | Rendering
Firstfeier war bereits Ende Juli: „Nach der Baugrubenaushebung im April 2007 und der Grundsteinlegung im November 2008 ist der Baufortschritt im dafür vorgesehenen Zeitrahmen. Bereits Ende November werden die Geschäftslokale an die Mieter übergeben, sodass wir, wie geplant, am 4. März 2010 das TYROL eröffnen können“, so der Bauherr René Benko.
Rendering by David Chipperfield | London
Bürgermeisterin Hilde Zach ist voll des Lobes über das Kaufhaus TYROL: „Mit der Revitalisierung und Neugestaltung des TYROL nach den Plänen des international renommierten Architekten David Chipperfield hat Innsbruck wieder ein Wahrzeichen mehr„.
„Das traditionsreiche Kaufhaus Tyrol wird zum Leben erweckt und stellt eine Bereicherung für Innsbruck, ja für ganz Tirol dar. Neben der Belebung der Innenstadt durch dieses moderne Einkaufszentrum sind auch die wirtschaftlichen Impulse, die von dieser Neugestaltung ausgehen, hoch einzuschätzen“, so Bürgermeisterin Hilde Zach.
Nach erstklassigen Projekten von Zaha Hadid, Domenique Perrault und Ben van Berkel kommt nun mit David Chipperfield ein weiterer internationaler Stararchitekt nach Innsbruck. Der erfolgreiche Innsbrucker Weg – die Schaffung von Baukunst auf hohem Niveau – wird damit fortgesetzt.
>> aktuelle Bilder des Baufortschrittes | erste Fassadenteile werden bereits montiert
Blick vom Sparkassenplatz
Geplant ist ein „Wohlfühl-Kaufhaus“ für die ganze Familie, welches sich von den herkömmlichen Konsumtempeln unterscheidet. indem Service und Dienstleistung großgeschrieben wird. Eine umfassende Kinderbetreuung unterstützt das Serviceangebot – insbesondere für Familien. Mit dem Ankermieter Peek & Cloppenburg wurde ein bisher in Tirol noch nicht verankertes Unternehmen gefunden, das sich über drei Stockwerke erstreckt. Wichtig ist für René Benko auch die Kooperation mit MPreis. Mit dem Gourmet MPreis wird dafür gesorgt, dass auch regionale Anbieter nicht zu kurz kommen und vom neuen Shopping-Center profitieren.
>> David Chipperfield, 1953 in London geboren, arbeitete nach dem Studium zunächst in den Büros von Richard Rogers und Norman Foster und war Gründungsmitglied der „9H Gallery“; 1984 eröffnete er sein eigenes Büro „David Chipperfield Architects“ in London, das mittlerweile rund 150 Mitarbeiter beschäftigt. Zu seinen herausragenden Arbeiten zählen unter anderem das „River & Rowing Museum“ in Henley on Thames (GB), das „Figge Art Museum“ in Davenport (USA), das „America´s Cup Building“ in Valencia und das „Liangzhu Culture Meseum“ in China. Weitere große Projekte sind derzeit in Bau, wie z.B der Wiederaufbau des Neuen Museums auf der Berliner Museumsinsel.
Überdachung der Verbindungs Passage Sparkassenplatz
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